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Santa Fe

Alien − Am nächsten Morgen fahren wir von Alamogordo Richtung Westen. Die Strasse führt in vielen Kurven bergauf und erreicht schliesslich Cloudcroft auf 2640 m ü. M. Wir gönnen uns und Nanuq eine Pause und suchen nach einem Internetsignal. Wir erwarten ein E-mail mit Angaben zu einem Vogelschutzgebiet in New Mexico, welches uns Chris und Jodi bei unserem Aufenthalt in Cortez, Colorado, empfohlen haben. Tatsächlich finden wir ihre Antwort in unserer Inbox. Dumm nur, dass wir nach einem Blick auf die Karte feststellen müssen, dass wir für einen Besuch im Bosque del Apache Wildlife Refuge momentan in der falschen Richtung unterwegs sind. Wir ändern spontan unsere Reisepläne. Anstatt via Artesia zu den Tropfsteinhöhlen von Carlsbad zu fahren, biegen wir Richtung Norden ab und durchqueren die Stadt Roswell. Hier soll im Juli 1947 angeblich ein UFO abgestürzt sein. Die Zeugenaussagen und Beweisstücke sind jedoch mangelhaft. Viel wahrscheinlicher handelt es sich bei den gefundenen Trümmerteilen um einen abgestürzten Ballon der Armee. Der Ort wirkt kitischig und touristisch. Alles dreht sich um UFO’s und Ausserirdische. Da wir aber nirgends ein lebendiges Alien entdecken können, fahren wir unverzüglich weiter.

 

Stetiger Wechsel − Auf dem Highway 285 geht es weiter Richtung Norden. Fast dreihundert Kilometer Einöde warten auf dem Weg nach Santa Fe. Ursprünglich wollten wir die Stadt der Künste auslassen. Wegen der kurzfristigen Routenänderung nehmen wir den Abstecher nun doch ins Reiseprogramm auf. Wir erreichen Santa Fe am Nachmittag.

Santa Fe ist eine der ältesten Städte der USA. Sie wurde von spanischen Missionaren auf den Ruinen verlassener Indianer-Pueblos erbaut. Anfangs waren die Beziehungen zwischen den Spaniern und den Ureinwohnern gut. Sie verschlechterten sich jedoch zusehends und gipfelten schliesslich in der Pueblo Revolte von 1680. Eine Allianz verschiedener Indianerstämme vertrieb die Spanier in den Süden. Erst zwölf Jahre später gelang es den Spaniern wieder nach New Mexico und Santa Fe zurückzukehren. In der Folge blieb die Stadt lange Zeit ein vernachlässigter Aussenposten des spanischen Königreichs. Nach dem Ende des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges zwischen den Mexikanern und der spanischen Kolonialherrschaft gehörte Santa Fe ab 1821 zu Mexiko. Über den Santa Fe Trail wurde fortan Handel mit den jungen Vereinigten Staaten im Osten betrieben. So gelangten zwar amerikanische Güter nach Santa Fe, Siedler aus dem Osten nahm die Stadt aus Angst vor einer Übernahme durch die Vereinigten Staaten aber keine auf. Im Zuge des mexikanisch-amerikanischen Krieges ging 1846 New Mexico und somit auch Santa Fe trotzdem in den Besitz der USA über.

 

Kunstbanausen − Der spanische/mexikanische Einfluss ist auch heute noch sichtbar. Die Häuser in Santa Fe sind fast ausschliesslich im typischen Adobe-Stil (Lehmziegelhäuser) gebaut. Gleich neben dem Visitor Center befindet sich die älteste Kirche der USA. Die San Miguel Mission wurde zu Beginn der spanischen Kolonialisierung um 1610 gebaut. In der Loretto Chapel gibt es eine übernatürliche Wendeltreppe zu begutachten. Sie wurde ohne Stützen und Nägel errichtet und scheint frei in der Luft zu schweben.

Im Zentrum der Stadt befindet sich, wie es in spanischen und mexikanischen Städten oft anzutreffen ist, ein grosser Platz. Gleich vis-à-vis ist der Palace of the Governors, unter dessen Arkaden Indianer ihr Kunsthandwerk auf Decken ausgebreitet feilhalten. Es ist bitter kalt und nur wenige Touristen sind unterwegs. Uns tun die Verkäufer leid, die bei diesen Temperaturen trotzdem draussen ausharren müssen.

Wir sind inzwischen auch halb erfroren und suchen deshalb fürs Nachtessen ein nettes, kleines Restaurant auf. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich dagegen als etwas schwieriger. Wir parken ausserhalb des Stadtzentrums vor einer Walgreen-Apotheke, die 24 h geöffnet hat.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Erkundungstour in Santa Fe fort. Entlang der Canyon Road reihen sich unzählige Kunstgallerien aneinander. Von einer davon kennt Markus den Besitzer. Als wir an der Reception nachfragen, erfahren wir, dass die betreffende Person momentan nicht in der Stadt ist. Trotzdem schauen wir uns die Ausstellung an. Normalerweise gehören wir eher zu den Museumsmuffeln aber hier in Santa Fe gehört ein Besuch in einer Gallerie zum Pflichtprogramm. Auf dem Rückweg in die Innenstadt laufen wir durch die Acequia Madre. Mehrere schöne Adobehäuser säumen die alte, ungeteerte Strasse.

 

Spiessrutenlauf − In einem Fotofachgeschäft hoffen wir auf eine Reperaturmöglichkeit eines unserer Objektive. Das Zoomgewinde ist seit unserem Besuch im Hovenweep National Monument vor über einem Monat blockiert. Leider kann man uns nicht direkt weiterhelfen. Sie nennen uns aber eine Adresse, wo wir unser Glück versuchen können. Bevor wir den genannten Ort aufsuchen, lassen wir uns die Linse des anderen Objektivs reinigen. Leider müssen wir feststellen, dass sich einer der Flecken, der seit White Sands alle Fotos «ziert», nicht entfernen lässt. Das bedeutet wohl, dass die Verschmutzung direkt auf dem Sensor liegt und nur von einem Fachmann gereinigt werden kann.

Der empfohlene Betrieb liegt ausserhalb des Stadtzentrums in einem Industrie- und Gewerbepark. Wir treten in einen mit Uhren und Kamerateilen überfüllten Raum. Irgendwo dazwischen versteckt sich ein Mann, der diese Dinger alle repariert. Bei unserem Objektiv wagt aber auch er nicht selber Hand anzulegen. Denn wir würden den Garantieanspruch verlieren, sobald er, als nicht offizieller Nikon-Partner, das Objektiv auseinandernimmt. Wiederum bekommen wir nur eine Adresse ausgehändigt. Es ist ein Fotogeschäft in Albuquerque, welches den Nikon-Partner Status besitzt.

Santa Fe ist in vielerlei Hinsicht anders als die bisher besuchten nordamerikanischen Städte und damit eine interessante Abwechslung. Leider wirkt die Stadt im Winter aber sehr ruhig und ausgestorben. Wir bleiben daher nicht länger im Ort, sondern machen uns auf den Weg ins rund 85 Kilometer weiter südlich gelegene Albuquerque. Für amerikanische Verhältnisse «just down the road».